Der Patchworktraum – perfekte Nahtkreuze, alles passt genau zusammen, nichts steht über. Gerade bei meinem Schnittmuster für das Implosionkissen oder den Implosionquilt gibt es eine Menge Punkte, die sich treffen. Ich habe ein paar „Feinheiten“, fernab des klassischen Steckens, für dich, die dir dazu verhelfen können.
Tipp 1: Reduziere deinen Nähfußdruck
Um dir den Effekt zu verdeutlichen, habe ich zwei gleichgroße Schrägbandstreifen zusammengenäht. Durch den zu hohen Nähfußdruck (maximale Einstellung) haben sich die Lagen um mehrere Millimeter verschoben. Noch gravierender kann dieser Effekt ausfallen, wenn hubbelige Nahtzugaben im Weg sind, an denen der Nähfuß sich etwas verkeilt. Und auf was sollst du deine Maschine jetzt einstellen? Ich empfehle dir: starte mit der halben Kraft und schau, was passiert.
Tipp 2: Auf die Dicke kommt es an
Jeder der näht, hat sie, wahrscheinlich auch in diversen Ausführungen – die Stecknadel. Vor allem die Dicke der Nadeln ist entscheidend bzw. kann für ein perfektes Nahtkreuz sehr hilfreich sein. Der Unterschied ist schon mit dem bloßen Auge zu erkennen – pink eine Tulip-Nadel in 0,45 mm Stärke und gelb eine Clover-Nadel in 0,7 mm Stärke.
Je dicker die Nadel, desto mehr wird der Stoff im Steckbereich aufgewölbt. Hinzu kommt, egal ob du Team „Ich-ziehe-die-Nadel-raus“ oder „Ich-nähe-drüber“ bist – der Nähfuß schiebt sich schon vor dem Erreichen der Nadel etwas auf. Je dicker, desto schwieriger wird der Transport, desto mehr Schubkraft auf die Stofflagen und voila, ein sauber gestecktes Nahtkreuz zieht es dann doch auseinander.
Tipp 3: Stärke, dein Freund in allen (elastischen) Lebenslagen
Gerade bei komplexen Blöcken, wenn in diagonalen oder noch wilderen Winkeln gearbeitet wird, kann dir Stärke wirklich das Leben erleichtern. Wichtig ist hierbei die Reihenfolge, damit der Helfer nicht zum Todfeind wird.
Wenn du Stärke verwendest, dann immer VOR dem Zuschnitt. Der Grund ist einfach – neben den tollen Eigenschaften, dass die Stärke deine Stoffe stabiler macht und ihnen temporär bis zur ersten Wäsche die Elastizität nimmt, lässt sie den Stoff auch Einlaufen. Stärkst du deine Stoffe also erst nach dem Zuschnitt, dann passen die benötigten Maße nicht mehr. Stärkst du erst während des Nähens, wenn du z.B. eine kritische Stelle erreicht hast, dann verzieht sich alles mehr, als dass es irgendwie zusammenpassen kann (ich spreche aus Erfahrung).
Unter amerikanischen Quiltern ist wohl „Best Press“ die bekannteste Marke. Und versteht mich nicht falsch, das Zeug ist echt super, hab ich auch. Aber ein Blick in die heimischen Drogerie- und Supermarktregale schaden nicht, denn die Produkte schonen mit einem Bruchteil des Preises auch deinen Geldbeutel. Ich persönlich nehme gern die Sprühstärke von dm. Die verleiht eine gewisse Stabilität, ohne zu sehr zu beschweren.
Und hier der ultimative Tipp +1
Mach dich nicht verrückt. Nein wirklich, führe dir vor Augen, warum du diesen Quilt oder das Kissen oder was auch immer nähst. Es entstehen individuelle Gebrauchsgegenstände, jedes einzigartig und mit Herz hergestellt, die geliebt und genutzt werden sollen.
Auch bei mir ist nicht alles perfekt und das muss es auch gar nicht. Denn wenn der Quilt dich auf dem Sofa einkuschelt, während du einen tollen Film siehst, oder wenn die Babydecke gerade von einem neuen Erdenbürger erkrabbelt wird – dann ist es sowas von wurscht, wie welches Nahtkreuz aussieht.
9 Kommentare
Danke für die Tipps! Mein Ziel sind auch immer perfekte Nahtkreuze, aber wenn es mal nicht klappt, wird es trotzdem ein wunderschönes Projekt. Das musste ich auch erst lernen, damit mich der Perfektionismus nicht im Tun hemmt…
Danke für die wertvollen Tipps 👍🏼 Ich freue mich schon auf die nächsten Ratschläge von dir 🤗
genau das hat mich das Quilten gelehrt: finished is better than perfect!;-) weg von der Perfektion befreit unglaublich und gibt Raum für Kreativität
Genau, Nähkreuze – lassen uns keine Frauen Haare wachsen! LG