Vielleicht liest du schon die Überschrift und denkst dir: da hat sie bestimmt etwas verwechselt. Elastizität von Webware? Patchworkstoffe gehören doch zu den nicht dehnbaren Stoffen.
Ja und nein, denn jeder Stoff, egal ob gewoben oder gestrickt (wie bei Jersey oder Sweat) bringt einen gewissen Grad an Dehnbarkeit mit, den du dir in deinen Nähstücken zu eigen machen kannst.
Die drei Zustände von Webware
Betrachtest du ein Stück Webware (und nimm ruhig auch mal ein Stück in die Hand und zieh daran), dann hat dieses drei unterschiedliche Elastizitätszustände.
Parallel zur Webkante verläuft der Fadenlauf. Hier kannst du ziehen und zuppeln, da rührt sich so gut wie nichts. Aus meiner Sicht ist das irgendwie zu nichts zu gebrauchen, denn selbst für gerade Seiten ist das einfach zu starr und bockig.
Senkrecht zur Webkante, also in der Richtung, in der ein klassisches Quiltbinding geschnitten wird, besitzt der Stoff eine leichte Elastizität. Hiermit werden für gewöhnlich gerade Strecken eingefasst, aber die Dehnbarkeit reicht auch aus, um größere Radien einzufassen, wie zum Beispiel bei der Flexia Laptoptasche.
Die größte Dehnbarkeit erreichst du mit einem schrägen Fadenlauf – im 45 Grad Winkel zur Webkante. So wird klassisches Schrägband hergestellt. Durch seine hohe Elastizität folgt es fast jeder Form und legt sich faltenfrei an. Aber Achtung, schneidest du das Binding in einem beliebigen Winkel (weil es z.B. gerade so schön zu dem Reststück an Stoff passt, das du verwenden wolltest), dann wird die Angelegenheit schnell unkontrollierbar, da sich der Streifen im gedehnten Zustand unterschiedlich verhält.
Unterschied zwischen Schrägband und Binding
Es ist also schon die Richtung, die ein in unseren Breiten typisches Schrägband von einem eher aus dem amerikanisch kommenden Quiltbinding oder kurz Binding unterscheidet. Aber auch die Machart weist Unterschiede auf.
Bei einem klassischen Schrägband werden die äußeren Stoffkanten zur Mitte hin umgebügelt. Im angenähten Zustand liegt dadurch eine Stofflage über der Kante – im Englischen auch „single fold“ genannt. Diese Vorgehensweise spart Stoff, ist aber in der Herstellung etwas mühselig (sofern man es nicht fertig kauft).
Für ein amerikanisches Binding, auch „double fold“ genannt, werden die Stofflagen übereinander gelegt und anschließend zusammen um die Kante gefasst. Dadurch liegen zwei Lagen an Stoff über der einzufassenden Kante. Gerade bei Quilts, deren Ecken und Seiten durch hoffentlich permanentes Kuscheln stark beansprucht sein können, ist damit eine zusätzliche Sicherheit gewährleistet.
Ich persönlich bevorzuge sowohl bei Quilts als auch Taschen ein Binding. Denn das Tolle ist – wenn du deinen Binding Streifen im 45 Grad Winkel zuschneidest, dann kannst du auch damit jede Art von Kurve wunderbar einfassen. Damit gelingt es mir am besten, dass die finale Naht auf beiden Seiten des Einfassstreifens verläuft. Wenn du wissen willst, wie das geht, dann schau doch gerne mal bei meinen beiden Tutorials auf dem Nähratgeber vorbei (Anleitung für Quilts & Anleitung für Taschen).
Und auch in meiner Anleitung zur Flexia Laptoptasche habe ich ein detailliert bebildertes Tutorial inkludiert, damit du sofort loslegen kannst.